Ein SCHÄFERWAGEN (Shepherd Hut)! Ist das nicht sowas wie ein Wohnwagen oder ein TINY HOUSE?


Ein Schäferwagen im viktorianischen Stil mit einer Außenverkleidung mit Shou Sugi Ban / Yakisugi
Schäferwagen der Telchinen-Schmiede / Stand 24.10.2021

Was haben die Schmiede früher in der Zeit der aufkommenden Industrialisierung so alles gefertigt? Die Dorfschmiede standen ja damals in direkter Konkurrenz zur Industrie und mussten sich was einfallen lassen, um zu überleben.

 

 

Bei der Recherche hierzu, bin ich dann auf Schäferwägen gestoßen. Die Shepherd Huts aus dem viktorianischen Zeitalter sind mir da gleich ins Auge gestochen.

Die Schäferwägen dieser Zeit (insbesondere 1850-1875) entwickelten sich zu richtigen kleinen Wohnungen, die den Schäfer mit bis dahin ungeahntem "Luxus" verwöhnten. Diese Entwicklung von der winzigen rollenden Hütte zur vollwertigen Wohnunterkunft wurde von den Gutsherren nicht aus purer Nächstenliebe finanziert. So ein Schäferwagen mit Eisenrädern mit bis zu 6 Metern Länge war jetzt bei den Kosten kein Pappenstiel. So ein Wagen kostete oft locker ein Äquivalent eines Jahresgehaltes eines Schäfers oder teilweise sogar mehr. Die Abwanderung der Arbeitskräfte in die Industriezentren sorgte aber dafür, dass sich die Gutsherren was einfallen lassen mussten, um ihre Schäfer zu halten. 

Und wer hat ´s gebaut? Richtig, die SCHMIEDE!

 

Lange Rede, kurzer Sinn! Ich habe mich in das Design der viktorianischen Schäferwagen verliebt. Sowas wird gebaut!  Wer weiß schon was uns alles dazu einfällt. Statt mit einem weißen Plastikwohnwagen mit 100 über die Autobahn zu hetzen, schleppen wir den Schäferwagen mit 6km/h und einem kleinen Porschetraktor über den Brenner nach Italien. Vielleicht werden es ja auch zwei Brabanter-Pferde, die uns an die Nordsee ziehen. Wer weiß?

 

Jedenfalls wird es ein Wagen der anderen Art, bei dem ich mir etliche Gedanken zur Konstruktion von einem solchen Schäferwagen gemacht und den ein oder anderen unüblichen Lösungsweg eingeschlagen habe. 

 

Wie aber in der Telchinen-Schmiede üblich, wenn was gemacht wird, dann g'scheit!


Der Schäferwagenbau im Blog

Hier kannst du den Bau des Schäferwagens (Shepherd´s Hut) im Blog verfolgen.  Warum wieso was gemacht wurde und viele Infos!


Das Fahrwerk des Schäferwagens entsteht!


Telchinen-Schmiede / Hinterachsfertigung für einen Schäferwagen mit Eisenrädern / Transmissionsrädern
Die Hinterachse des Schäferwagens wird gefertigt.

Im 19. Jahrhundert nahm die Stahlproduktion und die Industrialisierung richtig Fahrt auf. Damals wurden zur Kraftübertragung Eisenräder, auf denen Transmissionsriemen liefen, in den Produktionshallen  benutzt. In jeder Schmiede lagen diese Eisenräder rum und wurden natürlich auch für die Produktion von "Schäferwägen" herangezogen.

Bei uns stammten diese Eisenräder aus einer alten Getreidemühle. Was gibt es besseres, als die Transmissionsräder einem neuen Zweck zuzuführen und darauf das Fahrwerk für den Sheperd´s Hut aufzubauen.

Also ran ans Werk! 

 

Bei den Bildern steht immer eine kleine Erklärung und am Schluss des Beitrages findest du ein paar Tipps und Gedanken über das Warum und Wieso.

 

Falls du der Meinung bist, dass gewisse Bauteile überdimensioniert sind, dann liegst du völlig richtig.

Hier wird nach der Maxime  gebaut: "Ich will die nächsten Jahrzehnte keinen Finger zur Wartung am Schäferwagen rühren!"

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Der Aufbau vom Schäferwagen entsteht!

Nachdem das Fahrgestell vom Schäferwagen lackiert war und die Achsen und Räder montiert waren, wurde mit dem Aufbau angefangen.

 

Eine stabile Ständerbauweise war die Wahl. Da der Anhänger so gebaut ist, dass er entweder mit dem LKW und Tiefladeanhänger transportiert, oder mittels Traktor gezogen werden kann, war das Gewicht beim Aufbau nicht so zu beachten. Wollt ihr ein Tiny House bauen, welches ihr mit dem PKW noch ziehen könnt,  ist bei 3,49 Tonnen Schluss! 

Für uns sind nur die Breiten- und Höhenmaße relevant. Am Schluss darf der Wagen beim Transport mit dem Tieflader (Ladeflächenhöhe zwischen 50 bis 70cm) die 4 Meter Höhe und die 2,55 Meter Breite nicht überschreiten. Alles darüber hinaus wäre dann ein "Sondertransport" und die Preise hierfür schnellen in die Höhe! 

 

Bei den Bildern steht immer eine kleine Erklärung und am Schluss des Beitrages findest du ein paar Tipps und Gedanken über das Warum und Wieso.


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Der Schäferwagen bewegt sich das erste Mal!

Schäferwagen bei seiner Jungfernfahrt.
Schäferwagen bei seiner Jungfernfahrt.

Das Bild täuscht! In diesem Jahr war das Wetter recht feucht und regnerisch. Das Problem war somit schon geboren. Um an den Standplatz für den Schäferwagen zu kommen muss eine Moor-/ Feuchtwiese durchquert werden. 

Logisch, der Schäferwagen ist von der Konzeption bereits so ausgelegt, dass man damit "Blödsinn" machen kann, sprich einfach auch mal mit purer Gewalt z.B. durch den Dreck und das Gelände ziehen.

Wäre jetzt auch eine Lösung gewesen.  Den Schäferwagen durch die Sumpfwiese ziehen und mit dem Traktor dabei gleich einen "Schützengraben" ziehen. Ein Schmarrn! Da haben wir lieber ein paar schöne Tage abgewartet und gewartet bis der Boden halbwegs tragfähig war. Leider waren die Bolzen für die Deichsel noch nicht da (Lieferverzögerung, Corona lässt grüßen!). Egal der Wagen muss an seinen Platz, damit ich weiter bauen kann, basta!


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Der Schäferwagen bekommt sein Dach!

Der Schäferwagen bekommt sein Dach. Christoph Foag (Dachdeckermeister) und Roland bei der Montage der Dachbleche.
Der Schäferwagen bekommt sein Dach. Christoph Foag (Dachdeckermeister) und Roland bei der Montage der Dachbleche.

Damit der Schäferwagen auch dicht ist, war die Wahl des Daches entscheidend. Hab da lange rumüberlegt. Der erste Plan war ein begrüntes Dach. Die gesamte Konstruktion wurde darauf ausgerichtet um die zusätzliche Dachlast, welche eine Dachbegrünung mit sich bringt, aufzunehmen. Aus dieser Planung rührt auch die Formgebung, insbesondere der Radien, der Dachsparren her.

Trotz der vielen Vorteile, die ein grünes Pflanzendach mit sich bringt, bin ich dann doch aus praktischen und ästhetischen Gründen auf ein "normales" Dach umgeschwenkt. Hauptausschlaggebend war die Erkenntnis, dass wir die Breite von 2,55m überschreiten würden, wenn ein begrüntes Dach aufgesetzt wird.

Die neue Dachlösung ist ein Aluminiumdach mit roter Beschichtung.  Die Radien wurden dann zur Herausforderung. Das Material war bei den engen Radien an der Streckgrenze und war knapp davor zu reißen. Die Lösung hierfür war gefühlvolle "Handarbeit" beim Dengeln! Keine Maschinen, nur Hammer und Schlageisen. Genauso wie in der Telchinen-Schmiede üblich!

Aber im Ernst. Das Dach wäre einfacher und kostengünstiger geworden, wenn man "einen" einzigen Radius gewählt hätte. Also achtet bei der Planung darauf. Jede Abweichung vom Grundplan kostet nur Zeit, Mühe und Geld!


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Der Schäferwagen bekommt eine Fassade aus Yakisugi / Shou Sugi Ban!

Wie bekommt man eine Fassade aus Holz in einer extrem feuchten Umgebung so hin, dass sie nicht verrottet, schimmelt, fault und gegen Insekten resistent ist, und dies ohne Chemie?

 

Die Lösung war " YAKISUGI "!

 

Tja, was ist denn das nun wieder? Hört sich japanisch an, oder? Richtig! Es ist eine alte traditionelle japanische Methode der Holzkonservierung.

"YAKI" bedeutet verbrennen, und "SUGI" ist der japanische Name der Sicheltanne.  Oft hört man auch die Bezeichnung Shou-Sugi-Ban, was übersetzt "verbrannte Zedern-Planken" heißt.  Diese Art der Haltbarmachung von Holz war aber schon in der Antike bekannt, also nicht nur in Japan. 

 

Warum soll ich was zerstören, hier verbrennen, um es besser zu machen? Was passiert da mit dem Holz?

 

Die Fassade aus Yakisugi / Shou-Sugi-Ban für den Schäferwagen der Telchinen - Schmiede!
Yakisugi / Shou-Sugi-Ban , eine Fassade aus verbranntem Holz

Eigentlich paradox, oder? Man zündet das Holz an, um die Eigenschaften zu verbessern. Durch das kontrollierte Verbrennen der Oberfläche der Planken bildet sich eine Kohleschicht, welche resistent gegen z.B.  Pilze und Insekten ist. Kohle ist ebenso ein hervorragender Wärme-Isolator. Auch wird durch den Wärmeeinfluss im Holz (das Holz unter der Kohleschicht) die Zellstruktur verändert. Das Holz wird gehärtet!

Nach der Behandlung mit Natur-Öl (ich habe hier Textrol genommen) ist die Kohleschicht relativ abriebfest und die Quell- und Schwindbewegung der Holzplanke wird auf ein Minimum reduziert, sprich Feuchtigkeit wird nur in geringem Maße aufgenommen.

Prächtig, das sind genau die Eigenschaften, die ich für die Fassade für den Schäferwagen benötige!

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