WAS IST SCHON "SCHARF"?

Fertig!

Das Messer ist raus aus der Esse und die Form ist geschmiedet.

Und, wie weiter?

Natürlich Schleifen! Aber wie?

 

Du kennst sicher den Test mit den Haaren auf dem Armrücken abrasieren, oder ein Blatt Papier zu zerschneiden, oder?

Macht das Messer dies ohne Probleme, dann ist es scharf.

 

Ist das wirklich so, oder steckt da vielleicht mehr dahinter als gedacht?

Verrate gleich mal zu Anfang, es ist nicht so einfach mit der Antwort, was den nun "SCHARF" ist!

 

Der Einfachheit halber unterteile ich die Antworten in mehrere Kategorien.

  1. Schneidenwinkel
  2. Schneidenform
  3. Schneidenoberfläche

Wenn du es sehr exakt und ausführlich liebst, dann kann ich nur das Buch "Messerklingen und Stahl" von Roman Landes empfehlen.

 

Willst du einen kleinen Einblick in die Thematik, dann lies weiter! :-)


1.Schneidenwinkel

Grundsätzlich kannst du dir folgende Regel merken:

Je größer der Schneidenwinkel, desto unempfindlicher die Schneide, und umso "stumpfer" wirkt diese.

 

Wird die Klinge so geschliffen, dass sie einen Schneidenwinkel unter 25° Grad hat, dann hat sie folgende Eigenschaften:
  • Du kannst dich mit der Klinge rasieren.
  • sehr geringer Schnittwiderstand
  • Die Schneide ist sehr empfindlich. Stöße, Verkanten, hohe Belastungen sind absolutes Gift und die Schneide kann ausbrechen!
  • Geeignet z.B. zum Schneiden von Fisch, rohem Fleisch, Rasieren, ...

 

Der Schneidenwinkel bewegt sich zwischen 25°Grad - 45°Grad und weist folgende Eigenschaften auf:

  • Du kannst dir damit die Haare vom Arm mehr abschaben, als rasieren.
  • Die Schneide ist ein guter Kompromiss zwischen Schärfe und Stabilität. Trotzdem, benutze die Klinge mit Bedacht, sonst können auch hier Ausbrüche vorkommen.
  • Eine harte Salami oder Schnitzen sind kein Problem. Ideal z.B. als Schneidwinkel für ein Jagdmesser oder eine Zimmermannsaxt.
Schneiden mit einem Winkel über 45°Grad eignen sich für
  • hohe Belastungen. Hacken und starker Druck auf die Schneide führen normalerweise zu keiner Beschädigung
  • das Rasieren nicht mehr, außer du hast eh schon Haarausfall.
  • Hackmesser, Spaltäxte, Schwerter,.... 

2. Schneidenform

 

Die häufigste Form ist der "gerade Schliff". Die Flanken der Schneide sind eben und laufen gerade auf die Spitze zu.

 

Diese Form erzeugst am einfachsten mit dem Bandschleifer und/oder am ebenen Schleifstein/Abziehstein.

 

Eignet sich eigentlich für so gut wie Alles. Ist ein guter Kompromiss zwischen Schärfe und Standfestigkeit.

Hier siehst du eine "hohl geschliffene" Klinge.

Ab und zu hört man, dass eine hohl geschliffene Klinge Unglück bringe.

Aberglaube oder nicht, eines ist sicher , eine Klinge in dieser Form ist scharf, sehr empfindlich und schwierig zu schleifen.

Schleifen lässt sich diese Form am besten auf einem alten großen Nassschleifstein.

Eine Axt mit diesem Schliffbild "saugt" sich förmlich ins Holz. Man kann damit hervorragend die Feinarbeit machen, aber bitte ja nicht verkanten oder grob arbeiten.

Das ist auch der Grund, warum du wahrscheinlich von einem Zimmermann nie so eine Axt geliehen bekommst!

Eine "ballig geschliffene" Klinge ist sozusagen der Panzer unter den Schneidenformen.

 

Extrem stabil, auch gegenüber Verkanten und Stoßbelastungen eignet sich diese Art des Schliffes besonders für Spaltäxte, "Knochenmesser", etc.

 

Tipp:

Für alle Schleifarbeiten, die nach dem Härten der Klinge stattfinden gilt, die Schneide darf nicht zu stark erhitzt werden (blau anlaufen)!

Passiert das, ist die Schneide an dieser Stelle nicht mehr hart genug und kann ausbrechen.

Am Besten funktioniert die Sache mit einem wassergekühlten, scharfen Schleifmittel.

 

 


3. Schneidenoberfläche

Manchmal liest du in Fachzeitschriften oder Foren Begriffe wie Druck- & Zugschärfe. Und, was heißt das jetzt?

 

Nehmen wir an wir haben eine gerade geschliffene Schneide mit 20° Grad Schneidenwinkel.

So eine Klinge zerschneidet normalerweise ein Blatt Papier oder eine Tomate ohne Mühe.

 

Jetzt stellst du vielleicht fest, dass die eine Klinge besser Papier schneidet und die andere Klinge besser die Tomaten.

Es muss also einen kleinen Unterschied geben!

 

Eine Schneide mit "ZUGSCHÄRFE" hat am Grat der Schneide bei genauem Hinsehen (Lupe) ein ähnliches Profil wie eine Säge. Die Schneide "reist" z.B. wie eine Säge die Fasern im Papier raus. Das macht sie aber nur, wenn ich gleichzeitig die Klinge über das Schnittgut, hier Papier, "ziehe" = ZUGSCHÄRFE.

 

Bei der "DRUCKSCHÄRFE" ist der Grat der Schneide sehr eben und glatt, vielleicht sogar poliert. Mit so einer Klinge kann ich mit sehr wenig Druck z.B. eine Tomate sauber schneiden. Es reicht, wenn ich das Messer nur von oben nach unten drücke. Wenn du mit so einer glatten Schneide Papier schneiden willst, hast vielleicht den Eindruck sie wäre stumpf. Kaum hast sie aber am Finger wirst du deinen Irrtum bemerken.

 

Also, was lernen wir daraus? Der Papiertest ist nicht der ultimative Schärfetest!

 

 


Literaturtipp: "Die Kunst des Schmiedens" von Havard Bergland  ISBN 3-9808709-4-4

 

Mehr Literatur findest in der BÜCHERLISTE.


MOOCit-Frage

 

Was ist beim Schleifen einer bereits gehärteten Schneide extrem wichtig?

 

Die Schneide darf auf keinen Fall zu heiß werden, sprich "blau anlaufen"!