Aber, beginnen wir von vorne! Auf Christian Schnura sind wir in Thüringen/Hallenberg aufmerksam geworden. Andreas hatte gerade ein 100 Jahre altes Korkenziehergesenk mit einem Schlag zerbröselt, als meine Frau um die Ecke kam und von einem Pärchen in einer "abgeschiedenen Ecke" mit Messern erzählte, welches wir uns unbedingt anschauen müssten.
Was soll ich sagen, diese Messer waren wunderschön gefertigt. Küchenmesser in japanischen Still mit einer perfekten Musterung der Schicht- und Torsionsdamastlagen. Dazu noch präzise gefertigte Griffe gaben diesen Messern dann noch den letzten Schliff.
Als Christian noch den kleinen Alukoffer unter dem Tisch hervorzauberte, sind uns fast die Augen rausgefallen. Handwerkskunst pur! In Messerform gebrachte Liebe zum Detail.
Spätestens da war klar, Adresse her und hoffen, dass wir ihm mal über die Schulter schauen dürfen.
Habe eine Mail an Christian geschrieben und mal vorsichtig nachgefragt, ob er sich an uns vielleicht noch erinnern kann. Prompt kam ein "natürlich kann ich mich noch an euch erinnern" zurück. Oh Mann, haben wir wieder einen Eindruck hinterlassen, hoffentlich keinen schlechten :-)
Ein Telefonat und der Termin stand.
Und nun ist Samstag und wir stehen bei Ihm vor der Garage und dürfen einem Messermeister über die Schulter schauen.
Zu unserer Freude war noch Maik Salzmann, ein Freund von Christian dabei.
Normalerweise arbeitet Christian mit einem Maschinenhammer, aber seit er sich einen neuen Amboss angeschafft hat (das war sozusagen die Einweihungsparty), wird er glaub in Zukunft öfter auf reine Handarbeit zurückgreifen. Dann ging es los, den ganzen Samstag und Sonntag wurde fleißig geschmiedet und in den Pausen und am Abend "fachgesimpelt".
Da sitzen wir am Abend und in den Pausen zusammen und betrachten die Arbeiten von uns und tauschen Wissenswertes aus. Was soll ich sagen, da sitzen zwei hervorragende Schmiede gegenüber und üben sich in Bescheidenheit. Maik Salzmann, der kein Wort darüber fallen lässt, dass er 2009 die beste Gesellenarbeit in NRW geschmiedet hat, und Christian holt aus der Küche ein paar Messer, die einen nur staunen lassen.
Ich bewundere noch die präzise und saubere Schleifarbeit, als dann gleich darauf der Kommentar auf dem Fuße folgt, "eigentlich mag ich Schleifen überhaupt nicht". Als er dann noch eine polierte Messerklinge aus dem Schrott zaubert, fällt mir und Andreas das Kinn runter und Maik lässt sich zur Bemerkung verleiten "Dies ist der Haushalt der Untertreibung!"
Jetzt macht der Kerl seit über 30 Jahren Messer, und hat sich hierin eine wahre Meisterschaft erarbeitet und stellt sein Licht so unter den Scheffel. Warum?
Je später der Abend, desto mehr erfahren wir über die dahintersteckende Philosophie.
Britta und Christian sind fasziniert von einem entfernten Land. JAPAN!
Sie gewährten uns einen kleinen Blick in dieses entfernte, geheimnisvolle Land mit dessen Riten und deren Handwerkskunst. Man merkt Christian an, dass es nicht nur eine "Urlaubsfaszination" für die Lebensart Japans ist, sondern er taucht mit seiner Schmiede- und Knüpfarbeit in diese Philosophie gänzlich ein.
In meditativer Stille knüpft er aus 28x24, sprich 672 haardünnen Seidenfäden Schnüre für japanische Schwertgriffe, welche sicherlich auch dem prüfenden Blick eines japanischen Meisters/-in standhalten würden.
Diese "Ernsthaftigkeit" sieht man auch an seinen Schmiede- und Schleifarbeiten. Eine perfekte Klinge ist das Ziel, nicht weniger!
PS: Noch ein Zitat von Britta: "Erst wenn man eine Schnur wieder zurückknüpfen kann, dann darf man sagen, das man das japanische Schnurknüpfen versteht!"
Ja genau, und ich krieg noch nicht mal den Knoten aus dem Gartenschlauch raus!
Wir die Telchinen-Schmiede, Andreas und Roland, sagen DANKE für diese herrliche Wochenende! Wir haben viel dazugelernt!
Die besten Worte zu diesem Messer hat Christian selber dazu formuliert:
"Eines der mir bisher am besten gelungenen Küchenmesser. Um es zu verstehen, muss man es in der Hand halten und damit Arbeiten. Hergestellt aus ca. 400 Lagen 1.2842 und 1.2714."